Es bedarf keines Physik- oder Ingenieur-Studiums, um verstehen zu können, dass der Elektro-Antrieb prinzipiell vergleichbar viel Primär-Energie benötigt als der Verbrenner-Antrieb. Der Unterschied ist primär nur der Ort der Umwandlung von Primärenergie: beim Verbrenner wird sofort die chemische Energie, die in Benzin oder Diesel steckt, in mechanische Energie umgewandelt. Das ist allerdings aufgrund der unterschiedlichen Fahrbedingungen weniger effizient als die Umwandlung in Großkraftwerken. Außerdem sind kleinere Umwandlungsgeräte wie die Auto-Motoren weniger effizient als beispielsweise Brennkammern von Großkraftwerken. Dafür müssen jedoch Leistungsverluste für den Stromtransport berücksichtigt werden. Energetisch ist damit das Elektroauto bei vergleichbarem Fahreinsatz nicht günstiger als das Auto mit Verbrenner-Motor, wenn keine erneuerbaren Energien verwendet werden. (Es soll hier nicht darauf eingegangen werden, wie sinnvoll es ist, erneuerbare Energien für diesen Einsatz zu verwenden!)
Die Verbrauchsangaben im Elektro-Auto liegen nach Umrechnung in der gleichen Größenordnung wie beim Auto mit Verbrenner-Motor bei der Angabe in kWh/km!
Was dort jedoch fehlt, ist die Berücksichtigung des Lade-Verlusts! Der Lade-Verlust bei Li-Ionen-Batterien liegt bei mindestens 20%. Um eine 8,8 kWh-Batterie vollständig aufzuladen, bedarf es mindestens 10,6 kWh Lade-Energie. Dies gilt jedoch nur für schonendes Aufladen. Je schneller die Aufladung erfolgen muss, desto höher ist der Verlust. 50% Mehrverbrauch sind da schon möglich!
Werden wir Verbraucher darüber informiert? Die meisten Berichte und Internet-Reports schweigen sich lautstark zu dieser Problematik aus. Doch es gibt einen einfachen Zugang zu dieser Thematik: die Prospekte der Hersteller! Dort sind Angaben zu finden über den Ladestrom bzw. Ladeleistung und die Lade-Zeit, die zur 80%- oder 100%-Aufladung erforderlich sind. Dann wird nur noch ein Taschenrechner benötigt! Mit ein paar Klicks kommt heraus, wieviel Strom benötigt wird. Dieser wird durch die elektrische Reichweite geteilt. Allerdings ist die in den Prospekten ausgewiesene Maximalreichweite nur dann zu erzielen, wenn das Fahrzeug als Verkehrshindernis bewegt wird! Aber auch mit zurückhaltender Fahrweise werden nur ca. 80% des Prospektwertes erreicht!
Beispielrechnung (BMW 225xe):
Strecke 22 km rein elektrisch à Entladung 55% = 4,85 kWh (bei 8,8 kWh Batterie-Kapazität)
Spezifischer Verbrauch elektrisch: 22 kWh/100 km
Spezifischer Verbrauch mit Benzinmotor: 7 l/100 km = 60 kWh/100 km (für 8,5 kWh/l Benzin)
Elektrisch scheint günstiger!?
Doch für die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen werden für 22 kWh 49 kWh Primärenergie benötigt. Der Strom-Transport ist mit Verlusten verbunden. Also 51,5 kWh! Dann ist der Auflade-Verlust von 20% zu berücksichtigen. Somit stehen in der Bilanz 64 kWh Energiebedarf für die elektrisch zurückgelegte Strecke von 100 km, während der konventionelle Antrieb 60 kWh benötigt.
Der Unterschied sollte nicht überbewertet werden. Schließlich sind in der Umrechnung viele Faktoren eingeflossen, die von den jeweiligen Verhältnissen abhängen.
Es bleibt als wichtige Feststellung: der Elektroantrieb stellt keine Energieersparnis dar im Vergleich zum Benzin-Antrieb.
Energetisch macht der Elektro-Antrieb nur Sinn, wenn er mit Überschuss-Strom gespeist wird (z.B. aus Überschuss-Strom oder ggf. Geister-Strom).
Zusatz-Betrachtung:
Zum Vergleich von Elektro-Autos und Verbrenner-Autos gibt es neben dem Energie-Aspekt noch andere Kriterien:
Elektro-Autos verursachen keine Emission von Verbrennungsluft, was für gemischt genutzte Verkehrswege wie Parkhäuser, Parkplätze und Innenstadtbereiche vorteilhaft ist.
Elektro-Autos sind im Stopp-&-Go-Betrieb (z.B. Zustellfahrzeuge) energetisch günstiger als Verbrenner-Autos.
Nicht zuletzt: das Fahren eines Elektro-Autos kann richtig Spaß machen!