Es wird so getan, als wisse man, wie das Corona-Virus übertragen wird. Zuerst gab es nur die Tröpfchen-Übertragung, dann kam auch die Schmier-Infektion hinzu – deshalb Hände gründlich waschen und desinfizieren! – bis dann die Aerosole mindestens 45% der Übertragung ausmachen sollen.
Die Tröpfchen-Übertragung, die von hustenden und niesenden Virus-Spendern ausgeht, kann man sich vorstellen. Stutzig macht, dass auch diese Übertragungsform für 45 % der Fälle stehen soll. Wird denn wirklich so viel versprüht?
Die Schmier-Infektion über kontaminierte Oberflächen ist da doch viel wahrscheinlicher bei dem, was alle so abwechselnd anfassen: Türklinken, Einkaufswagen, Pin-Eingabe-Tasten etc. Doch dieser Infektionsweg sei im Ranking untergeordnet! (Mögliche, wissenschaftliche Erklärung: haftet das Virus erst einmal an einer Oberfläche, wird seine empfindliche Struktur zerstört. Das Virus benötigt für seine Stabilität eine wäßrige Umgebung. Die Virus-RNA kann an Oberflächen noch nach Tagen nachgewiesen werden, doch das bedeutet nicht, dass die Viren dann noch infektiös wären.)
Da bleiben fast nur doch die Aerosole als Erklärungsvehikel. Schließlich kommen in jedem Kubikzentimeter Luft etwa 10.000 Aerosole vor! Da passen auch noch die Virus-Aerosole dazu!
Jetzt klicken wir uns durch die einschlägige Informationslandschaft, um abschätzen zu können, wie das Übertragungsrisiko ist:
Übertragung des Corona-Virus (SARS-CoV-2)
Virenhaltige Aerosole entstehen durch turbulente Luftströmungen im Nasen-/Rachen-Raum: alles, was hörbar ist (Sprechen, Singen, Schnarchen), verursacht turbulente Strömung, bei der winzige Schleimtröpfchen (ca. 1 µm) als Aerosole nach außen gelangen. Geräuschvolles Atmen produziert auch ein paar Aerosole.
Beim intensiven Sprechen werden pro Minute etwa 1000 Aerosolteilchen mit Radius 3,3 µm ausgestoßen (wurde 2020 von P. Anfinrud am National Institute of Health in Bethesda, USA, mit Laseroptik detektiert – feinere Tröpfchen konnten mit dieser Technik nicht bestimmt werden).
Nach Ch. Drosten enthält 1 Milliliter Schleim von Infizierten etwa 100.000 Virionen („Viruslast“).
Daraus errechnet sich bei Infizierten für intensives Sprechen ein Ausstoß von 0,9 Viren pro Stunde! Das ist nicht viel gemessen an der Annahme, dass für eine Ansteckung 12 bis 20 Virionen, wenn nicht sogar 100 Virionen notwendig sind! Danach wäre eine Ansteckung über Aerosole fast nicht möglich.
Nimmt man jedoch an, dass die mittels Laseroptik gemessenen Aerosole nur 1/3 der Gesamtmenge berücksichtigt und ein Infizierter (Superspreader) eine Viruslast von 1 Mio. aufweist (also 10mal mehr), ergibt sich ein Virus-Ausstoß von knapp 30 Viren pro Stunde. Bei einem schlecht durchlüfteten Raum kann das bei Aufenthalt von mehr als einer Stunde eine Virusübertragung wahrscheinlich machen, wenn der Infizierte seinen Gesprächspartner auf kurze Distanz „einnebelt“. Feine Aerosole können zwar auch mehrere Stunden in der Schwebe bleiben (Teilchen mit 1 µm Durchmesser benötigen für das Absinken um 1 m knapp 9 Stunden!), sich dort mit der Zeit anreichern und zur Ansteckung führen. Allerdings trocknen Aerosole mit der Zeit aus – je kleiner, desto schneller. Getrocknete Virionen sind nicht oder kaum noch infektiös.
Daraus folgt: Die Aerosol-Übertragung von Viren ist möglich. Eine hohe Wahrscheinlichkeit hat sie aber bei „normaler“ Virenlast nicht. Das sieht bei Superspreadern anders aus. Sie können wirklich über Aerosole andere anstecken.
Nun nochmal zur angeblich unbedeutenden Schmier-Infektion: Spucke oder Schleim von Infizierten, die nach dem Trinken an Gläsern oder Geschirr anhaftet, kann sehr viele Viren enthalten: nimmt man die von Ch. Drosten veröffentlichte Viruaslast, so enthält 1 µl Spucke (=1/1000 ml) etwa 100 Virionen! Bei Superspreader dann 10 bis 100mal mehr. Beim Nippen an einem Glas haften hinterher nach eigenen Messungen etwa 4 µl Spucke am Glas. Das sind nach einem Schluck etwa 400 Virionen! Bis das Bierglas ausgetrunken ist, gelangen recht viele Viren zur Bierglasoberfläche. Wird das Bierglas dann nicht gründlich gereinigt, sondern wie beim Einfach-Ausschank nur mehrmals in mehrere mäßig warme Spülwässer getunkt bis es wieder – kaum getrocknet – in den erneuten Umlauf gerät, so wird ein nicht zu vernachlässigender Ausbreitungspfad erkennbar. Die Detergentien der Spülwässer schaden den Corona-Viren nicht! Der einzig positive Effekt bei dieser Spül-Prozedur ist die Verdünnung. Doch nach dem dritten oder vierten Bier eines Superspreaders sind auch die Spülwässer verseucht. Eine Geschirrspülmascine mit gutem Trockengang würde diese Art der Verbreitung stoppen können.
Infizierter Speichel kann im Lebensmittelbereich (Küchen, Kantinen, Metzgereien) schnell zu Viren-Übertragungen führen. Wie häufig wird beim Zubereiten von Speisen probiert mit der Möglichkeit, dass kleine Speichelmengen ins Essen geraten? Nur gut erhitzte Speisen übertragen keine Viren, wenn sie nicht nachträglich infiziert werden. Da fast niemand über diesen Übertragungsweg spricht, dürfte das in diesem Bereich arbeitende Personal kaum sensibilisert sein und so auch nicht auf mehr Hygiene achten können.
Derzeit stürzen sich alle auf die Tröpfchen- und Aerosol-Übertragungen, die sicherlich einen Großteil der Infektionszunahme erklären. Dass die zweite Infektionswelle viel stärker als die erste ist, verwundert schon! Denn inzwischen gibt es genügend Masken, die das Übertragungsrisiko minimieren, und es werden die Abstandsregeln relativ gut eingehalten.
Das zwingt einen Vergleich auf: Was unterscheidet uns von den Menschen im Mittelalter, die damals von der Pest bedroht worden sind? Nicht viel. Auch sie spekulierten, dass die Krankheit über die Luft übertragen wird („schlechter Atem“) und versuchten voneinander Abstand zu halten. Sie hatten allerdings interessantere Masken!
Abstand halten und in Quarantäne gehen ist keine besondere, intellektuelle Leistung. Auch erkrankte Tiere sondern sich instinktiv von der Gruppe ab und reduzieren so die Übertragungswahrscheinlichkeit. Doch, um die Pandemie besiegen zu können, reicht der Abstand nicht aus. Man muss alle Hauptübertragungswege für das Virus blockieren! Das geht aber nur, wenn man sie auch sucht.